STAFF – das Starter-Paket für Flüchtlinge in Pinneberg

Es ist bewegend – mit größtem Ehrgeiz und Fleiß lernte diese Gruppe von Flüchtlingen an der VHS Pinneberg mit einem Pensum von nur 100 Stunden Unterricht Deutsch, sodass Luise an diesem Tag bereits der Zertifikatsverleihung des STAFF-Kurses zum A1-Level beiwohnen konnte. Zuvor kamen auf Deutsch, Englisch, der Dolmetscherin zum Dank auf Dari und sogar auf Holländisch Fragen, Geschichten und Schicksaale beisammen, denen Raum und Zeit bei weitem nicht gewachsen waren.

Die STAFF-Kurse (Abk. für Starter-Paket für Flüchtlinge) werden für Asylsuchende im ganzen Kreis Pinneberg angeboten. Die teilnehmenden Flüchtlinge kommen überwiegend aus Afghanistan und Syrien und blicken auf entsprechende Flucht- und Gewalterfahrungen zurück. Niemand, der sich in diesem Raum einfindet, verfügt über das Recht auf einen Deutschkurs. An der VHS Pinneberg treffen sie zusammen, weil der „Diakonieverein Migration – Beratung für Ausländer, Flüchtlinge und Aussiedler e.V.“ versucht, diesem Missstand der Flüchtlings- und Asylpolitik etwas entgegenzusetzen. Dem jungen Mann auf dem Bild gibt dieser Kurs einen Funken Hoffnung und jene Worte um auszudrücken, was er empfindet: „Ich bin Ihnen außerordentlich dankbar.“ Doch 100 Stunden Deutsch-Unterricht genügen nicht – nicht der afghanischen Mutter, um beim Arzt Hilfe für ihre Kinder zu ersuchen; nicht dem syrischen Arzt, der das Skalpell zu führen, doch nicht darum zu bitten weiß; niemandem der Anwesenden, die es vermochten, nach nur 100 Stunden bereits das A1 Sprachniveau zu erreichen. Sie wollen lernen, doch es wird ihnen versagt.

Sprache ist der zentrale Schlüssel, um einer tiefgreifenden Isolation entgegen zu wirken und ein selbstständig geführtes Leben zu ermöglichen. Bis die Entscheidung um den Aufenthaltstitel eines Flüchtlings fällt, verstreicht allerdings wert- und schmerzvolle Zeit, in der den Flüchtlingen ein Integrationskurs und somit das Erlernen der Sprache versagt bleibt. Für die Flüchtlinge selbst bedeutet diese Wartezeit, von einer in die nächste Unsicherheit geworfen zu werden. Für unsere Gesellschaft ist sie schlichtweg eine ungenutzte Chance: Sie sind jung, bringen Talente, Potentiale und Erfahrungen mit. Doch niemand fragt danach.

STAFF Pinneberg 14.05.14