Besuch der Wohncontainer-Unterbringungsanlage in Kiel

„Wir fühlen uns hier wie auf einer verlassenen Insel.“, antwortete der junge syrische Flüchtling auf die Frage, wie es ihm erginge. Ein Jeside aus dem Nordirak erklärt sich bereit von seinen Fluchtgründen und seinem Fluchtweg u berichten. „Die ISIS-Kämpfer haben meiner Familie und mir gesagt, dass wir sofort verschwinden müssen, sonst würden sie uns töten. Wir sind in die Türkei geflohen und mit einem LKW bin ich letzten Endes nach Deutschland geflohen. Wo der Rest meiner Familie ist, weiß ich nicht. Ich habe nichts mehr von ihnen gehört. Vielleicht sind sie in der Türkei. Ich weiß es nicht.“

Flüchtlingsunterkunft Elmschenhagen 16.09.14

Luise Amtsberg besucht mit ihrem Regionalbüro und Grünenmitglieder aus Kiel, unter anderem mit der Fraktionsvorsitzenden der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Lydia Rudow, die Flüchtlingsunterkunft in Elmschenhagen/Ellerbek.

Frau Anne Jost vom Christlichen Verein Kiel begleitet die Führung und stellt unter anderem die generelle Unterbringungsschwierigkeit in Kiel dar. Der Heimleiter „Herr Stefan“, wie er liebevoll von den Bewohnern genannt wird, führt die Besucher und Besucherinnen herum und erklärt, wie die Prozedur der Aufnahme funktioniert, wie der Alltag der 30 geflüchteten Männer in dem Wohncontainer abläuft und welche Schwierigkeiten und Probleme es gibt. Und letztere gibt es. Die Bewohner haben auf Grund der deutschen Gesetzgebung keinen Arbeitsmarktzugang für mindestens 9 Monate, was dazu führt, dass die Männer unbeschäftigt sind und keine Aufgabe im Leben haben.

 

Dennoch darf man die ehrenamtlichen Bemühungen der Bewohner und Bewohnerinnen in Kiel-Ost nicht vergessen. Eine Ärztin aus der Gegend kommt 2x wöchentlich in die Wohncontaineranlage und bietet eine Sprechstunde von jeweils einer Stunde an. Problematisch wird es, wenn die Patienten überwiesen werden müssen, so „Herr Stefan“. Denn die gesundheitliche Versorgung der Asylsuchenden ist auf das Minimum begrenzt. Sie besitzen keine Krankenversorgung.

Außerdem ist ein Sprachkursangebot von Stadtteilbewohnern und Stadtteilbewohnerinnen ehrenamtlich initiiert worden, das die Schutzsuchenden dankbar annehmen.

Dennoch muss strukturell etwas getan werden. Die Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes ist eine der Forderungen. Denn nur so könnte die Situation der Flüchtlinge verbessert werden und die Kommunen stünden nicht allein vor der Aufgabe die Asylsuchenden unterzubringen, was immer noch unter kommunaler Kompetenz fällt. Staatlich geförderte Sprachkursangebote für Geflüchtete, um ihnen den Einstieg in die Gesellschaft zu erleichtern sind eine weitere Forderung. Dazu gehört auch die Aufhebung des Arbeitsverbots und der Vorrangprüfung. Der Bund muss tätig werden!

 

„Dort, wo die Politik leider nicht ausreichend handelt, tritt hier die Zivilgesellschaft ein und dafür möchte ich mich bedanken.“, so Luise Amtsberg abschließend.